Es herrscht ein Ausnahmezustand in Dresden, Deutschland, Europa und der Welt. Der hat aber nicht unmittelbar deren Untergang zur Folge. Da die von Regierung und Behörden gerade umgesetzen notwendigen Maßnahmen bei einigen Menschen offenbar ziemlich viel Unsicherheit auslösen, möchte ich ausnahmsweise dieses Format nutzen um meine Meinung in den Äther zu entlassen. Ich möchte dabei mehrere Aspekte nacheinander abdecken.

Entwicklung in Dresden

Seit dem 15. März beobachte ich die Infiziertenzahlen auf der Homepage der sächsischen Landeshauptstadt und dokumentiere diese. Die Fälle scheinen erst einmal in einem überschaubaren Rahmen zu liegen, aber es geht um die Entwickung.

CSV  Copy  

Die exponentielle Kurve, die ich am 15. März berechnet habe, stimmt nach wie vor. Normalerweise würde ich mich freuen, dass meine Rechnung stimmt, allerdings ist das in diesem Falle eher Grund zur Sorge. In Dresden haben wir nach meiner Rechnung eine Verdopplung der Fallzahl alle 2,2 Tage. Geht das so weiter, ist am 9. April jeder Zehnte der Stadt infiziert. Solch hohe Fallzahlen be- oder überlasten das Gesundheitssystem mit Sicherheit. Darum muss am besten Gestern gehandelt werden. Und genau das passiert.

Gebot der Stunde

Eigentlich sind viele der „besonderen Verhaltensregeln“ nicht so besonders, sondern sollten allgemein akzeptierte Selbstversändlichkeiten sein. So wird bereits seit Jahren und Jahrzehnten das Husten in die Armbeuge propagiert und dennoch ist dieser Kelch offenbar an großen Teilen der Bevölkerung vorbeigegangen. Für all jene, denen das Konzept Händewaschen bisher nicht pädagogisch nähergebracht wurde, besteht nun die Möglichkeit diese Wissenslücke zu schließen.

Eine besondere Aufmerksamkeit ist in dieser Lage der Hygiene zu schenken. Dabei geht es ausnahmsweise nicht um den Frühjahresputz, sondern expizit um Desinfektion und damit den Schutz vor Infektion. Dazu klärt zum Beispiel die Hygieneschulung von teamsachsen.de über die richtige Handhabung von Desinfektionsmitteln auf.

Außerdem sollte Abstand gehalten werden. Das heißt 2m Abstand zu den Mitmenschen auf der Straße, möglichst nicht in Gruppen oder gemeinsam in Räumen aufhalten und so weiter. Bevor man sich allerdings ehrfürchtig gottgegebenen Regeln unterwirft, darf durchaus vorher der Verstand eingeschaltet werden. So ist die 2m Regel in den engen Gängen des Supermarkts nur schwer umzusetzen. In dieser Situation einfach zügig an anderen Menschen vorbeigehen, Kontakt vermeiden und nicht hysterisch werden.

Appell von Bürger zu Bürger

Seit heute gilt eine allgemeinverfügte Ausgangsbeschränkung für die Landeshauptstadt. Das ist aber keineswegs eine Überreaktion. Ich bewerte diesen Schritt als durchaus angemessen, denn nach wie vor scheint die individuelle Freiheit einiger weniger für ebendiese weit über dem Wohl der Gesellschaft zu stehen. Die eigenen vier Wände für Tätigkeiten zu verlassen, die nicht dem eigenen Überleben oder dem Überleben anderer dienen ist in dieser Lage unverantwortlich und egoistisch, da sie das Überleben aller bedrohen.

Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass jetzt draußen Biertrinken (auch am Wochenende) keine angemessene Reaktion ist. Aufhalten im Park und Spazierengehen ist nach wie vor erlaubt und für Hundebesitzer auch unausweichlich. Alle anderen müssen sich die Frage stellen, ob das wirklich absolut unabdingbar ist oder ob ein offenes Fenster und eine Tasse Kaffe nicht auch ausreichend frische Luft und Entspannung bringen können. Auch Einkaufen gehen ist im Moment kein adäquater Zeitvertreib, sondern eine lebenswichtige Notwendigkeit.

Einkaufen wird deshalb nicht von einer Ausgangsbeschränkung geahndet werden. Das heißt aber auch, dass dieses Recht nicht missbraucht werden sollte, um „Bummeleinkäufe“ zum Zeitvertreib zu unternehmen. Im Kontrast sind auch Hamsterkäufe unangebracht. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz gibt eine Orientierungshilfe für einen angemessenen Einkauf. Es ist weder die Zeit für tägliche Supermarktkaffeekränzchen noch für Klopapierplünderzüge.

Aufruf zur Solidarität

Noch nie war es einfacher für Normalsterbliche zu Helden des Alltags zu werden: Bleibt zuhause und ein zweiundachzigmillionstel Stückchen Ruhm gebührt euch! So werdet ihr zu Unterstützern derer, die heute wirkliche Heldentaten am lebenden Subjekt vollbringen. Am liebsten würde ich jedem einzelnen Danken, aber dabei würde ich sicher jemanden zu unrecht vergessen. Ich hoffe, dass der Verweis auf RBB an dieser Stelle sein übriges tut.

Nicht nur ausgebildetes Personal, sondern jeder Einzelne kann helfen. Sachsen, Dresden und deren Bürger haben dazu mehrere Hilfsportale eingerichtet, an die sich besonders gefährdete Mitmenschen und verantwortungsbewusste Bürger wenden können, um Hilfe bei Alltagssituationen zu bekommen.

Aus persönlicher Sympathie möchte ich an dieser Stelle auf die Einkaufshilfe der Jusos Dresden verweisen, die per Mail, aber auch per Telefon (0351 8969 2000) erreichbar sind.

Nun verbleibt mir nichts anderes mehr als zu hoffen und Gesundheit respektive gute Genesung an alle zu wünschen.